Zehn Jahre Ehe. Zehn Jahre voller gemeinsamer Momente, Herausforderungen, kleiner Freuden und einer stillen Verbindung, die uns immer getragen hat.
Doch je näher dieser besondere Tag rückte, desto mehr spürte ich eine unsichtbare Distanz. Nicht laut, nicht offensichtlich – eher wie ein leiser Schatten, der sich zwischen uns gelegt hatte.
Tom und ich waren nie die Menschen großer Gesten 💐. Unsere Zuneigung zeigte sich in kleinen Dingen – einem Blick, einer Berührung, einem Lächeln zur richtigen Zeit.
Deshalb erwartete ich nichts Ausgefallenes. Ein schönes Abendessen, ein kleines, durchdachtes Geschenk – das wäre genug gewesen.
Beim Abendessen holte er eine kleine Schachtel hervor. Er lächelte, aber in seinen Augen lag eine Unsicherheit, die ich nicht kannte. 🤔
„Alles Gute zum Jubiläum“, sagte er leise.
„Ich habe lange überlegt, was ich dir schenken soll.“
Ich öffnete die Schachtel mit einer Mischung aus Vorfreude und Neugier – und darin lag… eine Armbanduhr.
Schlicht, elegant, geschmackvoll – ohne Frage. Doch nicht das, was ich erwartet hatte. Kein Symbol, keine Geschichte. Nur eine Uhr.
„Die ist wirklich schön“, sagte ich, bemüht, meine Enttäuschung zu verbergen.
„Aber… warum eine Uhr?“
Er legte sein Besteck ab, sah kurz weg.
„Ich dachte, sie wäre praktisch. Du hast so viel um die Ohren – Kinder, Arbeit, der ganze Alltag… Vielleicht hilft sie dir, besser durch den Tag zu kommen.“
Es war kein schlechtes Geschenk. Es war sogar durchdacht – auf seine Art. Doch das Problem lag nicht in der Uhr selbst, sondern in dem, was sie für mich bedeutete 🕰️.
In diesem Moment erkannte ich: Die Uhr war nicht das Problem. Das Problem war, dass wir einander verloren hatten – ganz leise, Stück für Stück.
Ich legte die Uhr zur Seite, schaute ihn ernst an.
„Ich danke dir“, begann ich vorsichtig.
„Aber… findest du, dass es uns gut geht? Wirklich?“
Er runzelte die Stirn, überrascht.
„Wie meinst du das?“
„Ich weiß nicht…“, flüsterte ich.
„Es fühlt sich so an, als würden wir einfach nur funktionieren. Alles andere – die Kinder, der Alltag, die Verpflichtungen – stehen im Vordergrund. Und wir… wir kommen kaum noch vor.“
Er seufzte tief, dachte nach.
„Ich weiß, was du meinst. Ich spüre es auch. Ich war so darauf fixiert, dass alles läuft, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie weit wir uns voneinander entfernt haben.“
Ich nickte. Endlich wurde ausgesprochen, was schon lange zwischen uns stand.
Unsere Ehe war bequem geworden, fast zu ruhig. Wir redeten noch – aber selten über uns. Die echten Gespräche, das gegenseitige Interesse, die Neugier auf den anderen – sie waren auf der Strecke geblieben 💬.
„Ich glaube, wir müssen uns wieder neu finden“, sagte ich leise.
„Nicht zurück zu dem, was wir einmal waren – sondern zu dem, was wir heute sind. Wir haben uns verändert. Und das ist okay. Aber ich will nicht, dass wir uns dabei aus den Augen verlieren.“
Er griff über den Tisch nach meiner Hand.
„Du hast recht. Wir haben das Wichtige vergessen: uns selbst. Und ich will das ändern. Ich will wieder Nähe spüren. Mit dir.“
Wir saßen eine Weile schweigend da – doch es war kein unangenehmes Schweigen. Es war ehrlich. Und es fühlte sich wie ein neuer Anfang an ❤️.
Nicht das Geschenk hatte mich zweifeln lassen. Sondern die Erkenntnis, wie sehr wir uns entfernt hatten. Aber wir waren bereit, daran zu arbeiten – Schritt für Schritt, Wort für Wort.